Was Ersthelfer im Notfall wissen sollten
„Man kann nichts falsch machen, außer man tut gar nichts!“
Dr. Stefan Redlin trainierte mit den Teilnehmern der Herzsportgruppe die Wiederbelebung bei Herzstillstand.
Aufwärmen, Gymnastik, Koordination und Ausdauerspiele stehen auf dem Programm der Herzsportgruppe der Bergischen Volkshochschule (VHS), die sich wöchentlich in der Sporthalle Bünkenberg unter der Leitung von Brigitte Steigerwald trifft. Immer im Hintergrund dabei ist der Kardiologe Dr. Stefan Redlin.
Jetzt schulte er die Kursteilnehmer und ihre Angehörigen in Sachen „Wiederbelebung bei Herz-Kreislauf-Stillstand“. „Es ist mir sehr wichtig, dass wir uns damit beschäftigen, auch wenn einige das gerne verdrängen“, erklärte Brigitte Steigerwald. Wie schnell jeder mit solch lebensbedrohlichen Situationen konfrontiert sein kann, zeigte sich unlängst beim Bundesligaspiel Dortmund gegen Mainz. Zwei Zuschauer erlitten Herzinfarkte, einer konnte wiederbelebt werden, der andere starb.
Der größte Fehler ist, gar nichts zu unternehmen
„Die Reanimationsquote von Laien ist in Deutschland erschreckend niedrig“, verwies Stefan Redlin auf eine Statistik aus dem Jahr 2011. Nur in 17 Prozent der Fälle von Herz-Kreislauf-Stillstand greifen hierzulande Passanten ein bis der Notarzt übernimmt. In den Niederlanden sind es 65 Prozent. Das hat gravierende Folgen für die Überlebenschancen der Patienten. „In Deutschland liegt sie im Schnitt bei 15 Prozent, aber sie könnte bei 25 Prozent liegen, wenn alles optimal läuft.“
Ganz wichtig: „Man kann nichts falsch machen, außer man tut gar nichts!“ Auch der Widerwille eine Mund-zu-Mundbeatmung durchzuführen sollte kein Grund mehr sein, wegzuschauen. Die Empfehlung von Experten lautet ganz klar: „Lassen Sie die Beatmung weg, wenn Sie sich das nicht zutrauen, aber führen Sie eine Druckmassage durch!“ Dass das zwar anstrengend, aber nicht besonders kompliziert ist, konnten die Teilnehmer direkt an einer Puppe ausprobieren.
Im Falle des Falles steht die Welt Kopf. Die Leitstellendisponenten, erreichbar unter dem Notruf 112 – sind darum alle darin geschult, die Anrufer Schritt für Schritt anzuleiten bis der Notarzt eintrifft. „Ich hoffe sehr, dass wir so die Überlebenschancen in Zukunft deutlich verbessern können“, wünscht sich Stefan Redlin.
Text: Daniela Tobias, Foto: Christian Beier, Solinger Tageblatt, 21.3.2016